Piano Nobile
2012, Kulturstiftung Schloss Agathenburg
Teppichobjekt von Moritz Altmann und Anna Lena Grau, Nadelfilz, ca. 600 x 800 x 500 cm
Textauszug von Veronika Schöne:
Beides, das phantasmagorische Wuchern und die kulturelle Verdichtung, fließt in die Installation „piano nobile“ von Anna Lena Grau und Moritz Altmann ein. Das auf- und abbrandende Muster des riesigen Teppichs, der sich über drei Räume erstreckt, schlägt buchstäblich Wellen und bäumt sich zu einem phantastischen Phantom auf. Er kriecht die Wände hinauf, wuchert über sie hinaus in die angrenzenden Räume und öffnet Orte, die sich nicht an die logische Ordnung halten. Es sind andere Räume, in denen die Phantasie haust.
Die gemeinsame Teppicharbeit bindet die Ausstellungsräume nicht nur optisch zusammen, sondern bricht das gebaute Gefüge auch auf. Wie ein Störfaktor durchdringt sie die Raumgrenzen und legt sich diagonal über die Architektur. Der überbordende Dekor, der fast erstickende Prunk barocker Repräsentationsräume, die sich im piano nobile, dem architektonisch besonders ausgezeichneten Obergeschoss von Schlössern und Palästen befinden, wuchert sich in dem Teppich zu einem verstörenden Gewächs aus, das eine Antwort auf die Barockarchitektur des Ausstellungsortes bildet. Durch das zu große Muster, die halluzinogenen Gestalten und Gesichter, die sich in dem Gewirr entdecken lassen, gerät die räumliche Ordnung aus den Fugen. Die Größenverhältnisse der Räume werden unklar und das Interieur entwickelt ein Eigenleben. Sie werden unheimlich.
Piano Nobile, Altmann & Grau, 2012
Piano Nobile, Altmann & Grau, 2012
Piano Nobile, Altmann & Grau, 2012
Piano Nobile, Altmann & Grau, 2012
Piano Nobile, Altmann & Grau, 2012
Piano Nobile, Altmann & Grau, 2012
Piano Nobile, Altmann & Grau, 2012
Piano Nobile, Altmann & Grau, 2012
Piano Nobile, Altmann & Grau, 2012