Noch eine letzte Frage
2005, Einstellungsraum, Hamburg
Eröffnungsrede von Franziska Glozer:
Raum 1 : das Sichtbare
Der Ausstellungsraum besitzt weder Hanglage, noch die Weite einer Einöde. Die Photographien Anna Lena Graus, in Gruppen u?ber Kopfhöhe gehängt, passen sich ruhestiftend in den kleinen Raum ein, auch die in Bonze abgegossenen Maulwurfhu?gel korrespondieren eher mit den vereinzelt bunten Bodenkacheln, als dass sie mit ihnen konkurrieren. Erst auf den zweiten Blick werden die kleinen Plastiken zu Fremdkörpern. Was haben Maulwurfhügel in einem gekachelten Raum zu suchen? Nicht nur ihre Deplaziertheit, auch die verwandelte Materialität führen ihre Funktion als aufgeschüttete Ausgänge ad absurdum. Die Tatsache, dass es sich um Vor- Ort Abgüsse, naturgetreue Nachbildungen handelt, lässt an der Möglichkeit einer symbolischen Deutung zweifeln. Wie weiter? Das Bedürfnis nach gattungsspezifischer Einordnung, nach kunsttheoretischer Orientierung lässt sich auch an den Photographien nicht befriedigen. Die Künstlerin am Tatort, technische Details, romantische Landschaftsbilder, von atmosphärisch- bewegten Naturaufnahmen bis zu Portraits einzelner Maulwurfhügel. Mal vom Schnee verdeckt, mal aufgedeckt, erscheinen diese im Spiel von Ferne und Nähe, als Landschaftsflecken, Markierungen bis hin zu eigenwilligen Formkreaturen, Untersuchungsobjekten. Eins ist klar, es geht nicht darum, was ein Maulwurfhügel ist. Anna Lena Grau wird von der Frage geleitet, wie erscheint er uns?
Raum 2: Das Nicht Sichtbare
Schleusenartig breiten sich skizzenhaft anmutende Blätter um den Betrachter herum aus. Es ist die persönliche Höhle Anna Lena Graus’. Ohne groß bildimmanenten Anspruch werden die Blätter zu Gedankengängen. In ihrer Auseinandersetzung mit dem ihr nicht Sichtbaren leitet die Künstlerin von vorhandene Bildvorstellungen formale Struktursysteme ab, verselbständigt diese, verbindet, schichtet, überlagert sie frei assoziierend mit ähnlichen Strukturgebilden, wie etwa Quallen oder Gartenarchitektur. Immer wieder wird man zum Untersuchungsobjekt selbst zurückgeführt. Der Maulwurf. Sie setzt wissenschaftliche Informationen um und reibt sich an der Frage, wie lebt das Tierchen eigentlich, wie soll man sich diese unterirdische Welt vorstellen. In der Bandbreite von eingerichteten Maulwurfshöhlen über selbstständige Fleckengebilde bis hin zu ausgetüftelten formalen Systemen gehen Phantasie und Wissen, Subjektivität und Analytisches ineinander über. Als Angelpunkt funktioniert der Maulwurfhügel. Er ist Orientierungshilfe, an ihn hängen sich die Gebilde, hier enden sie auch. Nicht mehr Übergang von Oben nach Unten, Sichtbaren zu Unsichtbaren wird er zum Abstraktum und fällt so aus dem Bild, als Moment zwischen Realität und Irrealität, Bild und Betrachter.
Noch eine letzte Frage, 2005
noch eine letzte frage, 2005
Noch eine letzte Frage, 2005
o.T. 2005
o.T., 2005
o.T., 2005
o.T., 2005